Trotz aller Fortschritte der letzten Jahre setzt das Bitcoin-Netzwerk aktuell etwa genau so viele Transaktionen um wie im September 2016. Wie lässt sich das erklären? Zeigen die Zahlen gefährliche Stagnation oder hat die Sache auch eine gute Seite?
Berg- und Talfahrten des Bitcoin-Preises finden stets einen großen Widerhall in den Krypto-Medien. Wenn, wie aktuell geschehen, der Kurs plötzlich absackt oder auch wenn er stark steigt, wird das zum Top-Thema. Jeder versucht die Gründe für die Entwicklung herauszufinden.
Dabei treten dann andere Kennzahlen in den Hintergrund, die den Geldbeutel der Nutzer vielleicht nicht direkt betreffen, aber auf lange Sicht viel wichtiger sein werden als vorübergehende Preis-Kapriolen.
Eine davon ist die Anzahl der täglichen Bitcoin-Transaktionen. Während der Preis des Bitcoin vor zwei Jahren noch bei gerade einmal Zehntel des jetzigen lag, wurden bei den Transaktionen alle zwischenzeitlichen Fortschritte zunichte gemacht.
Im September 2016 lagen sie genauso wie aktuell im Bereich zwischen 200.000 und 250.000 täglich.
Vom Höchststand zum Jahreswechsel mit über 400.000 hat sich der Bitcoin wieder weit entfernt. Das sollte Grund zur Besorgnis geben, vor allem für diejenigen, die Bitcoin nicht nur als Wertspeicher, sondern auch und vor allem als Zahlungsmittel und Währung begreifen.
Eine solche Statistik ist natürlich Wasser auf die Mühlen von Krypto-Skeptikern wie Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman. Er zieht daraus den Schluss, dass Bitcoin sehr weit davon entfernt sei, das konventionelle Geld zu ersetzen.
https://twitter.com/paulkrugman/status/1033393663450259459
Die Entwicklung erscheint paradox. Man sollte meinen, dass der große Medienwirbel gegen Ende des letzten Jahres Bitcoin nicht nur große Aufmerksamkeit, sondern auch eine viel stärkere Nutzung als noch vor zwei Jahren beschert haben dürfte.
Lange Wartezeiten für Zahlungsbestätigungen und horrende Gebühren, die Nutzer im Dezember vielleicht verschreckt haben könnten, sind auch inzwischen größtenteils verschwunden.
Warum also die Stagnation im Transaktions-Volumen? Es gibt zahlreiche Ansatzpunkte, aber keiner überzeugt gänzlich.
Wahrscheinlich ist wohl, dass viele Faktoren hier zusammenspielen.
Geänderte Mentalität und desillusionierte Neueinsteiger
Ein Ansatzpunkt wäre die veränderte Wahrnehmung des Kryptogeldes in den Augen seiner Anhänger und der Medien. Es geht kaum noch darum, eine wirkliche Alternative zum Banken- und Finanzsystem zu sein, viel wichtiger scheint die persönliche Bereicherung. So bezahlt man im Alltag lieber nicht mit Bitcoin, sondern „hodlt“ stattdessen. Die Coins werden also gehortet, bis sie vielleicht einmal so viel wert sind, dass man auf einen Schlag alles für einen italienischen Sportwagen ausgeben kann.Nachdem die beliebtesten Kryptowährungen seit Jahresanfang signifikant an Wert verloren haben, sind viele Nutzer aktuell gehemmt, ihre Coins zu bewegen. Denn viele Kleininvestoren haben erst zum Jahresende 2017 und Jahresanfang 2018 Geld in den Markt gepumpt und sehen daher aktuell nur rote Kurse. Das ist ein weiterer Hinderungsgrund Transaktionen zu tätigen. Niemand möchte teuer erworbenes Gut billig veräußern - erst Recht nicht, wenn es bald womöglich wieder steigen könnte. Aber auch das kann nicht die ganze Wahrheit sein, gab es doch Anfang 2017, also bevor diese Leute in Bitcoin eingestiegen wären, deutlich mehr Transaktionen als heute.
Keine Unterstützung durch Unternehmen mehr?
Haben sich vielleicht zu viele Unternehmen von Bitcoin abgewendet? Ein Beispiel, das diese These bestätigen könnte, ist die Videospiele-Plattform Steam. Diese stellte unter Verweis auf zu hohe Volatilität die Annahme des Digitalgeldes im letzten Dezember ein. Im Januar beendete dann der Zahlungsverarbeiter Stripe seine Bitcoin-Unterstützung. Das Kryptogeld sei als Zahlungsmittel unpraktisch geworden und die Nachfrage der Kunden stark zurückgegangen. Allerdings kann man auf Grund dieser zwei Beispiele keinen allgemeinen Trend festmachen.Dagegen spricht zum Beispiel, dass die Webseite Coinmap.org einen ungebrochenen Zuwachs der Lokalitäten verzeichnet, in denen Bitcoin akzeptiert wird.
Abwanderung zu Altcoins?
Gibt es vielleicht weniger Bitcoin-Transaktionen, weil die Nutzer lieber auf andere Kryptowährungen setzten? Vergleicht man die Zahlen, erscheint das eher abwegig.Von den aktuellen Top 10 Coins nach Coinmarketcap verarbeiten fünf deutlich weniger Geldtransfers als Bitcoin. Ripple, Ethereum und EOS schaffen mehr, allerdings ist auch hier keine Korrelation ersichtlich, die den Transaktions-Schwund bei Bitcoin erklären würde. Zudem wäre es ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, da diese Coins noch einige andere Funktionen erfüllen und nicht nur Peer-to-Peer-Zahlungsmittel sind. Bleibt noch Bitcoin Cash, aber dessen gesteigerte Nutzung in den letzten Tagen kommt vom Spam im Netzwerk durch einen Stresstest und ist sicher kein Zeichen dafür, dass die Unterstützer des originalen Bitcoins in Scharen zur Konkurrenz überlaufen.
Keine Dynamik mehr im Markt
Nicht zu vernachlässigen bleibt die Tatsache, dass für die meisten Menschen Kryptowährungen schon fast wieder vergessen sind.Die Zeiten, als ständig neue Rekordstände verkündet wurden und auch die großen Medien Interesse zeigten, sind erst einmal Geschichte. Vielleicht wissen jetzt mehr Menschen als noch vor zwei Jahren von der Existenz des Bitcoin, aber eine echte Inspiration, ihn auch zu nutzen, ist im aktuellen Bärenmarkt eher selten zu finden.
Das Gute an der Sache sehen
Aber die aktuell niedrigen Transaktionszahlen haben auch eine positive Seite. Denn eine Unbegrenzte Skalierung des Bitcoin-Netzwerkes ist momentan noch gar nicht möglich. Sollten die Kapazitäten wie Ende letzten Jahres heute wieder voll ausgereizt werden, hätten wir erneut hohe Gebühren und hohe Wartezeiten, wodurch die Nutzung unpraktisch wäre und Interessenten abgestoßen würden.Der nächste große Andrang kann sich also ruhig gedulden, bis Technologien wie das Lightning Netzwerk, die stark gesteigerte Transaktionszahlen ohne zu große Kosten erlauben, voll einsatzfähig sind. Erst wenn die Nutzung dann immer noch auf geringem Niveau stagniert, sollte man sich wirklich sorgen machen. Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto sagte im Februar 2010 voraus, dass es zwanzig Jahre später entweder ein sehr großes oder überhaupt kein Transaktionsvolumen geben werde. Laut dieser Prophezeiung haben wir also noch zwölf Jahre Zeit, ersteres Realität werden zu lassen. Findest du die Zahlen besorgniserregend oder bist du überzeugt, dass bald schon der nächste Hype einsetzen und neue Rekorde brechen wird? Schreib uns deine Gedanken dazu in die Kommentarspalte!
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