In Argentinien sind Bitcoin und andere Kryptowährungen so beliebt wie nie zuvor. Immer mehr Menschen leiden unter der Wirtschaftskrise und suchen nach Wegen, der Inflation zu entkommen.
Argentinien steckt tiefer in der Krise denn je und der Peso hat dramatisch an Wert verloren. Jahrzehntelang hat das einst so reiche Land Kredite aufgenommen und ist heue überschuldet. Nach der Hyperinflation und der Krise von 2002 erholte sich die Wirtschaft zunächst wieder, rutschte aber ab 2012 wieder in eine Rezession. Die Bevölkerung leidet sehr unter dieser Abwärtsspirale. 2016 lebte ein Drittel der 44 Millionen Argentinier unter der Armutsgrenze. Der damalige konservative Präsident Macri verordnete ein Sparprogramm, das die Armut weiter bis auf 41 % trieb (Stand Dezember 2019).
Obwohl das Land 2018 vom Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Darlehen über 56 Milliarden Dollar erhielt – das höchste in der Geschichte des Fonds – hat sich die Situation für die meisten Menschen nicht verbessert. Im Februar 2020 bezifferte eine Delegation des IWF die Schuldenlast auf mehr als 300 Milliarden Dollar, fast 90 Prozent der Wirtschaftsleistung. Ohne Teilschuldenerlass wird Argentinien diese Krise nicht überwinden können.
Inzwischen leidet auch die Mittelschicht unter Inflation und Armut. Verständlicherweise haben viele Menschen das Vertrauen in ihre eigene Währung, den Argentinischen Peso, verloren. Und so entdecken immer mehr Anleger den Bitcoin und andere Kryptowährungen. Vor allem junge Menschen interessieren sich für Krypto-Investments, um ihre Ersparnisse abzusichern.
Das Vertrauen in Bitcoin wächst
Auf den lokalen Börsen verzeichnete der BTC-Kurs schon seit Monaten Höhenflüge. Hinzu kam, dass die argentinische Zentralbank im November 2019 den Kauf von Bitcoin und anderen Kryptowährungen per Kreditkarte verboten hat. Davor hatte sie bereits den Kauf von US-Dollar stark eingeschränkt. Diese Einschnitte ließen das Vertrauen der Argentinier in ihre Regierung und das bestehende Finanzsystem noch mehr schwinden. Folglich kam es zu einem weiteren Aufwärtstrend für BTC.
Laut Recherchen von Statista gehörte Argentinien 2019 zu den Ländern mit der höchsten Krypto-Akzeptanz: 16 Prozent der Argentinier besaßen oder verwendeten Kryptowährungen. Damit nahm das südamerikanische Land den vierten Platz in der Rangliste ein. Im Vergleich: Deutschland lag auf Platz 17.
Des weiteren entdecken immer mehr Krypto-Unternehmen Argentinien als vielversprechenden Markt. So gab Huobi, eine der größten Krypto-Exchanges weltweit, im September 2019 den Start einer lokalen Handelsplattform bekannt. Huobi Argentina ermöglicht den Menschen, argentinische Pesos direkt in Bitcoin (BTC) und Tether (USDT) umzutauschen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist für Carlos Banfi, CEO von Huobi Argentina das südamerikanische Land ein Hotspot für Kryptowährungen:
„Argentinien ist Südamerikas vielversprechendster Markt für Blockchain-Entwicklung.“
Wie auf dem Blog von Huobi zu erfahren ist, arbeitet die Börse daran, den Handel mit Kryptowährungen für die Argentinier weiter auszubauen und zu vereinfachen.
Konkret geht es um den Verkauf und die Rücknahme von Kryptowährungen sowie bessere Investitionsmöglichkeiten durch Margin-Trading-Services mit bis zu 5-facher Hebelwirkung. Huobi Argentina will damit sowohl Menschen, die sich vor den massiven Währungsschwankungen absichern wollen den Weg zu Bitcoin erleichtern, als auch Anlagereize für globale Investoren zu schaffen.
Argentiniens Gegenwart ist düster und das Leben für große Teile der Bevölkerung hart. Mit der Hoffnung in den Bitcoin könnten die Menschen möglicherweise einen Weg aus der Krise einleiten. Bleibt abzuwarten, wie die Regierung in Buenos Aires und die Wirtschaft auf die wachsende Nachfrage nach den Alternativen zu Peso und US-Dollar reagieren.
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