Dritter Lightning Hackday: Tüftler werkeln am Second Layer

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#LightningHackday | © YouTube-Kanal: Vaultoro.com

Am Samstag fand der dritte Lightning Hackday in Berlin statt. Programmierer, Unternehmer und Interessenten trafen sich um sich über die neusten Entwicklungen der Second Layer Technologie auszutauschen. Der Coin Kurier war vor Ort:

Bereits zum dritten Mal fand nun in Berlin der Bitcoin Lightning Network Hackday statt. Hier trafen sich „Hacker“ im ursprünglichen Sinne des Wortes, keine Kriminellen sondern Tüftler, die Freude an der Nutzung und Weiterentwicklung von Technologie, in diesem Falle Bitcoin-Technologie, haben. Zahlreiche namhafte Unternehmen der Krypto-Branche wie Blockstream, Bitfury und Lightning Labs sandten ihre klügsten Köpfe, um die neusten Fortschritte bei der Entwicklung des Lightning Networks (LN) vorzustellen und zu diskutieren.

Doch worum geht es genau und warum ist diese neue Technologie so wichtig? Das LN soll unter anderem Bitcoins Skalierbarkeit signifikant steigern und dabei zwei Probleme in den Griff bekommen, die vor allem mit dem großen Bitcoin-Fieber im letzten Jahr offensichtlich geworden waren: Zahlungen konnten nicht schnell genug bestätigt werden und Transaktionsgebühren stiegen ins Unbezahlbare.

Während die Bitcoin Cash-Fraktion (BCH) die Lösung darin sah, die Blockgröße anzuheben um Transaktionen auf der Blockchain unterbringen zu können, sehen die Getreuen des ursprünglichen Bitcoins (BTC) den Ausweg darin, der Blockchain eine zweite Schicht aufzusetzen, das Lightning Network. Mit diesem sollen dann die meisten Zahlungen off-chain abgewickelt werden können, wodurch ein großer Anteil der Transaktionslast von der Blockchain genommen wird. Das mindert auch die Arbeit der Miner, was in einer starken Reduktion der Transaktionsgebühren resultiert.

Im LN bilden Nutzer sogenannte Zahlungskanäle. Auf der Blockchain wird dann nur noch die Öffnung und die Schließung solcher Kanäle aufgezeichnet. Transaktionen werden dadurch nicht mehr wie bisher in bis zu zehn Minuten, sondern augenblicklich bzw. blitzschnell vollzogen. Außerdem sind Geldbewegungen nicht mehr auf der Blockchain nachvollziehbar, wodurch man durch das LN auch mehr Privatsphäre genießt. Weiterhin lassen sich Innovationen im LN viel schneller realisieren, ohne dass dafür eine Fork im First Layer (auf der Blockchain selbst) vonnöten ist. Dafür gibt es (noch) Einbußen bei der Sicherheit, weshalb vorerst nur sehr geringe Beträge über das LN abgewickelt werden sollten.

Nun trafen sich die international führenden Entwickler dieser Zukunftstechnologie in Berlin und teilten ihre Ideen, wie man Kinderkrankheiten ausmerzen und das Netzwerk weiterentwickeln könnte.

Christian Decker von Blockstream, ein echtes Urgestein der Bitcoin-Gemeinde, hielt den ersten Vortrag des Tages. Der Informatiker stieß bereits 2009 auf den Bitcoin – in seinem Gründungsjahr, als er erst wenigen Insidern bekannt war. Er war der erste der 2016 eine Doktorarbeit speziell über dieses Thema verfasste. Seine Präsentation auf dem Hackday drehte sich um das von ihm mitgeschriebene eltoo-Protokoll (der Name ironisiert durch phonetische Schreibweise die häufig genutzte Abkürzung L2, was für Layer Two, also das LN steht). Dieses soll verhindern, dass das im LN versehentlich ältere und eigentlich längst überschriebene anstatt der aktuellen Daten an die Miner gesandt und auf die Blockchain geschrieben werden.

Viele weitere spannende Vorträge folgten: Johan Halseth, Programmierer bei Lightning Labs, sprach z.B. über Herausforderungen beim Routing im LN, also beim Festlegen der Verbindungskanäle zwischen den Knotenpunkten (Nodes). Ein Problem bestehe darin, dass viele Nodes offline oder unzuverlässig seien, deshalb gar nicht für Routing zur Verfügung stünden, aber trotzdem noch als Teil des Netzwerkes behandelt würden. Deshalb seien auch Graphen, die das Wachstum des LN zeigen sollen, oftmals irreführend, da viele der aufgeführten Knotenpunkte inaktiv seien.

Der Lightning Hackday ist aber mehr als eine hochkarätige Vortragsreihe. Die Veranstaltung wird als „Unconference“ organisiert. Das bedeutet, dass sich alle Anwesenden beteiligen können, indem sie sich in spontan vor Ort organisierten Kleingruppen zusammenfinden, in denen sie dann ihre Ideen und Projekte vorstellen und besprechen.

Der Austragungsort war perfekt auf eine derartige Veranstaltung zugeschnitten: Erstmals fand der Hackday im Ahoy! Berlin statt. Ein großräumiger Coworkingspace, indem an allen Ecken programmiert, diskutiert und referiert wurde. Man konnte den Hauptvorträgen lauschen, in einer kleineren „Barcamp“-Gruppe diskutieren oder ganz praktisch selbst etwas „hacken“. Dabei herrschte eine lockere Athmosphäre. Einige Teilnehmer trugen Shirts und Kappen mit dem charakteristischen Lightning Symbol, bei anderen prangte die Botschaft “F–CK BANKS” auf dem Shirt und auch der japanische Shiba-Hund, der als Symbol für den Dogecoin herhält, war auf einem Shirt zu sehen. Kurzum: Jeder hatte Block – und wer nicht, schwelgte in Gedanken bei einer anderen Chain.

Zum Abschluss des offiziellen Teils wurden im Laufe des Tages dann noch konkret erarbeitete Projekte vorgestellt: Da gab es mehrere Konstruktionen von Süßigkeitenautomaten, an denen man über das LN bezahlen konnte. Auch eine Implementierung des Netzwerks in das beliebte Computerspiel Minecraft war zu bestaunen.

Rene Pickhardt, ehemaliger Spitzenkandidat der Piratenpartei der vergangenen Bundestagswahl, war auch vor Ort und stellte ein Projekt vor, dass noch am selben Abend in der realen Welt Verwendung fand: Er ermöglichte Zahlungen über das LN im Room77, dem Lokal, in dem sich alle Teilnehmer des Hackdays nach der Veranstaltung zum Essen trafen.

Welche Präsentation hätte dich fasziniert? Schreib uns deine Gedanken dazu in die Kommentarspalte!

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