Anleger, die Ethereum kaufen möchten, haben in den vergangenen Wochen gespannt die Entwicklungen auf der Blockchain verfolgt. Großes Interesse lag dabei auf der geplanten Difficulty Bomb. Diese soll nun jedoch erst 2022 gezündet werden. Damit verschiebt Ethereum den Wechsel auf ein Proof-of-Stake-basiertes Netzwerk.
Wenn die Kryptowelt von einer Eiszeit spricht
In der Welt der Kryptowährungen ist der Begriff ‚Difficulty‘ ein Maß dafür, wie schwierig es ist, einen Block in einer Blockchain für eine bestimmte Kryptowährung zu schürfen. Die Difficulty Bomb von Ethereum steht in Zusammenhang mit den steigenden Schwierigkeitsgraden (Difficulty Levels) der „Puzzles“, der mathematischen Gleichungen im Mining Algorithmus, für deren Lösung die Miner auf der Blockchain mit Ether belohnt werden. Eine hohe Kryptowährungsschwierigkeit bedeutet, dass zusätzliche Rechenleistung erforderlich ist, um die in einer Blockchain eingegebenen Transaktionen zu verifizieren.
Je komplexer die Puzzles werden – und umso schwieriger es damit für die Miner wird, Ether zu verdienen – desto größer wird die Verzögerung zwischen der Produktion von Blöcken auf der Ethereum-Blockchain. Dies führt zu einer exponentiellen Verlangsamung des Systems, was Ethereum für die Miner weniger rentabel werden lässt.
Die ursprüngliche Ethereum-Blockchain verfügte über eine Funktion, die die Schwierigkeit des Minings im Laufe der Zeit erhöht. Das bedeutet konkret, je mehr Blöcke im Laufe der Zeit geschürft werden, desto schwieriger und zeitaufwändiger ist es, den nächsten Block zu schürfen.
In der Regel steigt die Zeit, die für das Mining eines Blocks benötigt wird, alle 100.000 geschürfte Blöcke um etwa 10-20 Sekunden.
Der wirtschaftliche Nutzen wird aufgrund dieser Verlangsamung des Systems für die Miner immer geringer. Die Difficulty Bomb erhöht die Schwierigkeit beim Schürfen dann schließlich so stark, dass es innerhalb weniger Wochen absolut unattraktiv für die Miner wird und es schließlich zur sogenannten “Eiszeit” kommt. Denn irgendwann wird das Schürfen der Blockchain so schwierig, dass diese einfriert. Es werden keine weiteren Blöcke produziert. Die Node-Betreiber sind nun gezwungen, ihre Clients zu aktualisieren.
Ethereum will die Difficulty Bomb zünden, um den Übergang von Proof of Work zu Proof of Stake und damit Ethereum 2.0 besser zu erreichen. Proof of Work (PoW) bedeutet, dass die Miner Ether verdienen, indem sie mathematische Gleichungen lösen und dafür Belohnungen erhalten. Wenn ein Proof of Stake (PoS) vorherrscht, werden die Belohnungen auf der Grundlage des Einsatzes oder des Münzbesitzes verteilt. Der Wechsel zwischen den Protokollen erfolgt im Rahmen eines Updates für Ethereum hin zu ETH 2.0. Die Bombe soll außerdem verhindern, dass es nach der Umstellung zu betrügerischen Forks im Netzwerk kommt.
Upgrade „Arrow Glacier“ entschärft die Bombe
Die Zündung der Difficulty Bomb von Ethereum wurde bereits mehrfach verschoben. So wurde aufgrund der Durchführung eines Netzwerk-Upgrades im Januar 2020 die Zündung der Bombe um 4 Millionen Blöcke und damit rund 611 Tage verzögert.
Erst kürzlich hätte die Bombe wieder einmal gezündet werden sollen. Doch Ethereum veröffentlichte zuvor das Upgrade Arrow Glacier und verhinderte so erneut den Start. Die Ethereum Foundation beschreibt den Vorgang folgendermaßen:
“Das Arrow Glacier Netzwerk-Upgrade ändert, ähnlich wie beim Muir-Glacier, die Parameter der Eiszeit-/Difficulty-Bombe und verschiebt sie um mehrere Monate. Dies wurde auch bei den Netzwerk-Upgrades für Byzantium, Constantinople und London gemacht. Weitere Änderungen werden mit Arrow Glacier nicht eingeführt.
Die Difficulty Bomb wirkt sich nur auf Proof-of-Work-Netzwerke aus und existiert daher nur im Ethereum-Hauptnetzwerk und im Ropsten-Testnetzwerk. Angesichts der jüngsten Fortschritte bei der Umstellung von Ethereum auf Proof of Stake wurde beschlossen, die Bombe vorerst nur im Mainnet aufzuschieben und zu versuchen, die Umstellung auf Proof of Stake in Ropsten durchzuführen, bevor die Bombe in diesem Netzwerk hochgeht.”
Upgrade könnte Timeline festlegen
Eine neue Timeline ist nun mit dem Arrow Glacier zunächst festgelegt. Nach dieser neuen Timeline würde die Difficulty Bomb im Juni 2022 hochgehen. Genug Druck von außen, endlich vom Proof of Work auf den Proof of Stake zu wechseln gibt es – so könnte man meinen. Denn PoS ist nicht zuletzt aus dem Grund immer beliebter geworden, weil Kryptowährungen wie Ethereum, aber auch Bitcoin, der mit dem PoW einhergehende hohe Energieverbrauch vorgeworfen wird. Die Umstellung auf die Stakes kann hier eine Lösung sein. Allerdings haben Blockchains wie Solana beim PoS aktuell die Nase vorn. Sollte es jedoch dazu kommen, dass die zahlreichen Ethereum-Halter komplett mit ihren Token in Ethereum 2.0 einzahlen, wird sich dies schlagartig ändern. Ethereum wäre in diesem Fall die größte PoS-Blockchain.
Einführung von Proof of Stake (PoS) lässt auf sich warten
Mindestens bis zum Frühling des kommenden Jahres wird es nun also noch dauern, bis es zur erwarteten Umstellung auf den Proof of Stake und zur Einführung von ETH 2.0 kommt. Das energieintensive Mining bleibt in diesem Zeitraum erhalten. Doch es heißt, die Testphase von ETH 2.0 laufe gut. Alle notwendigen Updates sollten in den kommenden Wochen bereit sein. Ist dies wider Erwarten nicht der Fall, muss die Zündung der Bombe erneut verschoben werden.
Der Kurs von Ethereum legte in jüngster Vergangenheit stark zu. Inwieweit dies mit den aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Difficulty Bomb zu bringen ist, lässt sich schwer sagen, doch zurzeit ist ein Ether-Coin zwischen 3.600 und 3.700 Euro wert.
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