Interview mit Johan von Lightning Labs: "In etwa einem Jahr" ist Lightning massentauglich

12.09.2018 128 mal gelesen Lesezeit: 6 Minuten

Beim Lightning Hackday in Berlin trafen wir auf Johan Torås Halseth, Programmierer bei Lightning Labs. Wir sprachen über den aktuellen Stand der Zukunftstechnologie und die Herausforderungen denen sich das junge Unternehmen gegenüber gestellt sieht. Zum dritten Mal haben sich in Berlin Programmierer und Interessenten von Bitcoins Lightning Netzwerk (LN) getroffen. Das LN soll das Skalierungsproblem des Bitcoins lösen, indem der Blockchain, die in einer bestimmten Zeit nur eine bestimmte Anzahl von Transaktionen verarbeiten kann, noch eine zweite Schicht (Second Layer) aufgesetzt wird – das Lightning Netzwerk. Dieses vermag dann eine große Anzahl von Transaktionen in nur sehr geringer Zeit zu prozessieren.

Das LN ist aktuell allerdings noch in der Beta. Mit anderen Worten: Es gilt noch viele kleine Kinderkrankheiten zu beseitigen, bevor das Netzwerk auch von der großen Mehrheit der Bitcoin-Nutzer genutzt werden kann. Die wohl bekannteste Entwickler-Truppe der Lightning Technologie sitzt in San Francisco im Silicon Valley und heißt bezeichnenderweise Lightning Labs, Inc. Wir sprachen mit Johan Halseth, einem Entwickler bei Lightning Labs. Der Norweger gab uns Einsichten in die Arbeit seines Teams rund um das LN und den akutellen Stand der Zukunftstechnologie: Coin Kurier: An was arbeitet ihr gerade? Johan Halseth: Unser Hauptprodukt ist LND (Lightning Network Daemon), ein Entwickler-freundlicher Software-Client der dazu dient, Zugang zu Bitcoins Lightning Netzwerk zu erhalten.

Auch wenn das Produkt schon nutzbar ist, gibt es hier und da immer noch Programmfehler, die behoben werden müssen. Es wird bereits auf dem Mainnet verwendet. Dafür ist es also gut genug, zur Massenadaption taugt es aber nocht nicht. Es muss noch viel verbessert und korrigiert werden. Außerdem arbeiten wir gerade an Neutrino, dem ersten funktionstüchtigen Light Client des Lightning Netzwerks.

Coin Kurier: Wie genau soll Neutrino funktionieren? Johan Halseth: Als Light Client wird Neutrino relevante Informationen von Full Nodes, also den Knotenpunkten des Netzwerks, beziehen. Neutrino wird allerdings kein typischer Light Client sein, sondern weiterhin so unabhängig agieren, dass er nicht auf die Integrität der Full Nodes vertrauen muss. Das ist gerade für Lightning eine wichtige Eigenschaft, da nur durch eine gewisse Unabhängigkeit von Full Nodes gewährleistet werden kann, dass keine von Neutrino ausgehenden Transaktionen zensiert werden können. Coin Kurier: Wie weit seid ihr bei der Entwicklung? Johan Halseth: Die Entwicklung des Clients ist ziemlich weit fortgeschritten. Es läuft gerade auf dem Testnet.

Leute nutzen es, experimentieren damit herum und bringen Vorschläge ein, wie man es noch verbessern könnte. Wir prüfen zur Zeit noch, ob sich irgendwo ernsthafte Programmfehler eingeschlichen haben, die Probleme verursachen könnten. Ich bin aber optimistisch, dass es bald auch fürs Mainnet verfügbar sein wird. Coin Kurier: Wann wird das Lightning Netzwerk so weit gereift sein, dass es der durchschnittliche Bitcoin-Nutzer für seine Transaktionen verwenden kann? Johan Halseth: Ich denke in etwa einem Jahr wird es soweit sein. Coin Kurier: Wo krankt das Lightning Netzwerk zur Zeit noch? Johan Halseth: Ich habe heute Vormittag einen Vortrag darüber gehalten, welchen Problemen wir uns im Bezug auf Routing, also der Liquiditätsverteilung, zur Zeit gegenübergestellt sehen.

Akutell ist das Routing einfach noch nicht ganz ausgereift. Wir haben in unserer Implementierung einen Autopilot, der dazu da ist, Kanäle zu öffnen. Momentan ist es so, dass Nutzer einfach beliebige Nodes auswählen, um Kanäle zu öffnen. Unser Autopilot wird sich mit zunehmender Optimierung und Benutzung ausrechnen können, wo, wie und wieviele Kanäle geöffnet werden müssen, um Transaktionen schnellstmöglich abzuwickeln. Das wird endlich das Problem der unzureichenden Liquidität lösen.

Coin Kurier: Was hast du gemacht, bevor du bei Lightning Labs als Programmierer eingestiegen bist? Johan Halseth: Ich war Computerwissenschaftler, der sich die meiste Zeit mit Software-Entwicklung beschäftigt hat. Ich habe schon eine ganze Zeit, bevor ich angefangen habe bei Lightning Labs zu arbeiten, vom Bitcoin gehört. Allerdings habe ich mich nicht wirklich tiefgreifend mit der Thematik auseinander gesetzt. Als ich mich dann mal angefangen habe tiefer mit der Materie zu beschäftigen, war ich augenblicklich fasziniert von der Technologie und konnte nicht aufhören darüber nachzudenken. Ich habe mir dann das Buch „Mastering Bitcoin“ von Andreas Antonopoulos gekauft und war seitdem besessen.

Ich glaube es ist seitdem kein Tag vergangen, an dem ich nicht über Bitcoin nachgedacht habe. Coin Kurier: Was genau fasziniert dich am Bitcoin? Johan Halseth: Was mich vor allem packt ist die Tatsache, dass der Bitcoin ein Problem löst, welches ich zuvor für schlicht unlösbar gehalten habe. Und das ist, ein limitiertes digitales Gut zu haben, das obendrein auch noch komplett dezentral aufgebaut ist. Lightning hilft jetzt dabei, das Netzwerk massenfähig zu machen, indem es den Bitcoin skalierbar macht. Coin Kurier: Was motiviert dich am Bitcoin und an Lightning zu arbeiten? Johan Halseth: Anfangs hat mich vor allem die Technologie vom Hocker gehauen.

Aber mittlerweile gibt es so viele Aspekte am Bitcoin, die mich faszinieren und noch über den technologischen Aspekt hinaus gehen. Am Lightning Netzwerk reizt mich zuallererst natürlich, dass es das Skalierungsproblem angeht. Allerdings auch, dass man am Lightning Netzwerk viel schneller und einfacher Innovationen vollziehen kann als an Bitcoins Blockchain. Was ich am Bitcoin so klasse finde ist, dass man als Programmierer Neuerungen und Applikationen für das Netzwerk kreieren kann, ohne dafür eine Lizenz eines Großunternehmens teuer erwerben zu müssen. Lightning macht genau das jetzt noch deutlich einfacher, weil man die Beschaffenheit der Blockchain nicht mehr ändern muss, sondern nur noch das aufgesetzte Second Layer zu ergänzen hat.

Coin Kurier: So wie man auf der Ethereum-Blockchain dApps (dezentrale Applikationen) bauen kann, kann man auf Grundlage des Lightning Netzwerks sogenannte LApps (Lightning Applikationen) bilden. Welche Grundlage ist besser für Applikationen geeigent, Ethereum oder Bitcoins Lightning Netzwerk? Johan Halseth: LND ist eine sehr entwicklerfreundliche Implementation. Es ist für Entwickler sehr einfach dort eine App drauf zu bauen, da sie nicht über das Routing etc. nachzudenken haben. Das wird alles von unserem Client übernommen.

Coin Kurier: Wurden bereits LApps programmiert? Johan Halseth: Ja, auf jeden Fall. Die meisten sind allerdings auf dem Testnet, weil es immer noch Programmfehler gibt, die wir beseitigen müssen. Die Leute wollen ungern Geld auf einem noch nicht ganz sicheren System platzieren. Die bekannteste LApp ist wohl Satoshi’s Place.

Coin Kurier: Lightning Labs ist ein relativ kleines Unternehmen mit begrenzten Ressourcen. Habt ihr genug Programmierer für LND? Johan Halseth: Ich glaube, dass wir ein sehr starkes Team haben. Natürlich könnten wir deutlich mehr Leute gebrauchen, aber wir versuchen das Qualitätslevel relativ hoch zu halten und dafür ist eine überschaubare Anzahl von Angestellten vielleicht gar nicht verkehrt. Bei Lightning Labs wird vor allem an der Infrastruktur des Netzwerks gearbeitet. Andere Entwickler arbeiten stattdessen an der Programmierung von LApps, was ebenfalls genauso wichtig ist.

Die meisten Leute werden sich die Code-Zeilen nicht durchlesen, die wir schreiben, sondern werden vor allem wahrnehmen, wie die Benutzeroberfläche aufgemacht ist, über die sie z.B. Bitcoins im Lightning Netzwerk transferieren. Und gerade hier brauchen wir noch viel mehr Entwickler. Coin Kurier: Werden immer noch grundlegende Änderungen am Netzwerk vorgenommen? Johan Halseth: Nur noch ganz geringfügig.

Das Grundgerüst steht. Jetz geht es hauptsächlich darum, es mit Fenstern und Türen auszustatten. Die nächste Zeit steht ganz im Zeichen der Optimisierung. Wir stehen im ständigen Austausch mit Blockstream und ACINQ, zwei weiteren Entwickler-Unternehmen, die an Lightning mitarbeiten. Dadurch gewährleisten wir, dass wir alle zusammen arbeiten und immer auf dem gleichen Kenntnisstand bleiben.

Coin Kurier: Johan, vielen Dank für die interessanten Einblicke. Johan Halseth: Gerne. Wie bewertest du die Entwicklungen rund um die Lightning-Technologie? Schreib uns deine Gedanken dazu in die Kommentarspalte!

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Zusammenfassung des Artikels

Beim Lightning Hackday in Berlin wurde mit Johan Torås Halseth von Lightning Labs über den aktuellen Stand des Lightning Netzwerks gesprochen, das das Skalierungsproblem von Bitcoin lösen soll. Das Lightning Netzwerk ist noch in der Beta-Version, es gibt jedoch bereits konkrete Arbeiten an verschiedenen Produkten, wie Neutrino, einem funktionstüchtigen Light Client des Lightning Netzwerks.


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