Warum IOTA die Krypto-Gemeinde spaltet

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Die Beziehung zwischen IOTA-Anhängern und -Gegnern ist stark zerrüttet | © Depositphotos

IOTA hat in der Krypto-Gemeinde so viel sozialen Sprengstoff wie die Flüchtlingsfrage in einer politischen Debatte. Unser Autor meint, dass der Grund dafür in einer grundlegend anderen Erwartungshaltung darüber liegt, wozu Kryptowährungen eigentlich dienen sollten.

Die Lager zwischen Anhängern und Gegnern der Digitalwährung IOTA sind tief gespalten. Unter jedem Facebook-Beitrag, der die Themen IOTA, Tangle oder Internet der Dinge streift, entfacht sich die immer gleiche Diskussion – beziehungsweise der gleiche Kampf. Denn die Debatten werden derartig ideologisch geführt, dass es schwerfällt in diesem Zusammenhang von sachlichen Diskussionen zu sprechen (wie IOTA funktioniert, erfahrt ihr hier).

IOTA ist eine Digitalwährung, die anders als Bitcoin, Ethereum, Litecoin und viele andere Kryptowährungen nicht auf der Blockchain-Technologie fußt, sondern stattdessen eine eigene Distributed Ledger-Technologie (DLT) kreiert hat, das Tangle (zu Deutsch: Gewirr). Der Andersartigkeit des Tangle ist es auch großteilig zuzuschreiben, dass IOTA gemessen nach Marktkapitalisierung aktuell die elftbeliebteste Digitalwährung auf dem Markt ist.

Aber es ist nicht nur das Tangle, welches die Gemüter erhitzt. Der Coin Kurier hat einmal versucht zu eruieren, weshalb IOTA (frei nach Friedrich Nietzsche) „nicht Kryptowährung, sondern Dynamit ist“ und immer wieder zu Kontroversen anregt.

IOTAs unausgereifte Technologie

Das Ziel der IOTA-Foundation ist groß, Kritiker sagen: zu groß. Das Team hinter der Digitalwährung ist nämlich, Zahlungsmittel des Internets der Dinge zu werden. Mehr als das, will die IOTA-Foundation mit dem Projekt Qubic sogar auch die gesamte Plattform für Gründer bieten, die Applikationen für das Internet der Dinge basteln wollen.

Skeptiker des ganzen IOTA-Projekts sind überzeugt, dass die Ankündigung von Qubic aber lediglich Ausdruck davon ist, dass die IOTA-Foundation den Hals nicht voll bekommt. Denn die Währung IOTA selbst weist noch einige Unzulänglichkeiten auf. Zur Zeit ist sie auf einen sogenannten Koordinator (COO) angewiesen, der – einfach erklärt – im Tangle für Ordnung sorgt.

Die Foundation verspricht zwar, dass der COO nur zu Beginn vonnöten ist und mittel- bis langfristig aus dem Netzwerk genommen werden kann, Kritiker sehen darin aber eine starke Schwachstelle. Denn der COO wird von der Foundation selbst kontrolliert. IOTA-Befürworter wenden ein, dass der COO benötigt wird, bis das Netzwerk reif (das heißt täglich eine genügende Anzahl von Transaktionen verzeichnet) und damit gegen Angriffe immun ist.

Hinzu kommen einige Bugs und fragwürdige technische Eigenheiten, die den bekannten Bitcoin-YouTuber Richard Heart dazu veranlassten IOTA als „piece of s–it“ zu bezeichnen. Und tatsächlich bleibt die Frage offen, warum IOTA nicht immer noch als Testnet läuft, bis die Bugs behoben sind und das Tangle ohne COO auskommt.

Und genau hier scheiden sich die Geister. Denn während vor allem Bitcoin-Maximalisten die Sicherheit, Dezentralität und einwandfreie Funktionalität ihrer Kryptowährung vor Augen haben und an alle anderen Digitalwährungen auch diesen Maßstab anlegen, ist für IOTA-Anhänger die Vision hinter dem Projekt primär entscheidend. IOTA will die Währung für das Internet der Dinge werden. Sie gestehen zwar die Unzulänglichkeiten ein und attestieren auch eine gewisse Unreife des Netzwerks, glauben aber vor allem an die künftige Behebung der Probleme und einen erfolgreichen Reifeprozess.

Mit einem Wort: Die Ansprüche an IOTA sind von beiden Lagern ganz unterschiedliche. Während das eine den Wert der Blockchain lediglich darin sieht, hier und jetzt ein sicheres, dezentrales und funktionsfähiges Netzwerks zu garantieren, fixieren sich IOTA-Befürworter viel mehr auf das langfristige Ziel ihres Coins. Ob das so gelingt, steht offen.

Gründer fällt wiederholt mit unflätigen Tweets auf 

Auch das Team hinter der Foundation ist immer wieder Gegenstand der Kritik. IOTA-Gründer David Sønstebø hat wiederholt Twitter-Nutzer beleidigt, die es gewagt haben, IOTA in den Dreck zu ziehen oder zuweilen auch nur technische Umsetzungen skeptisch in Frage zu stellen. IOTA-Gegner bezeichnen IOTA-Anhänger daher nicht selten als Kult oder religiöse Sippschaft, die glaubt, dass ihr goldenes Kalb über alle Kritik erhaben sei.

Befürworter der Währung kontern, dass die Beleidigungen nur Reaktion spöttisch vorgebrachter Kritik seien. Außerdem sei Sønstebø auch nur ein Mensch, der sich mal im Ton vergreifen dürfe.

Hinzu kommt, dass das Team IOTAs Tangle immer als etwas darstellt, was der Blockchain überlegen sei, obgleich das Tangle nicht einmal technisch ausgereift ist. Wie oben ausgeführt, bewerten Anhänger der Währung das vor dem Hintergrund der Vision als legitim, Gegner wiederum empfinden diese Einstellung als arrogant und illusorisch.

Besonders stark bricht sich die Debatte um IOTA vor allem in Deutschland Bahn, wo sich viele Anhänger der Währung tummeln. Kern des Konfliktes ist, dass beide Parteien eine völlig andere Zielsetzung verfolgen. Während es der Bitcoin-Fraktion um eine funktionierende, sichere und dezentrale Lösung der Bankenfrage geht, will IOTA Zahlungsmittel des Internets der Dinge werden. Es besteht kein Grund sich zu zoffen und einen Keil in die Krypto-Gemeinde zu treiben. Beide Seiten würden gut daran tun, einander mehr zuzuhören anstatt sich mit der digitalen Mistgabel durch die Kommentarspalten zu jagen.

Was hältst du von IOTA und dem Tangle (bitte moderat diskutieren)? Schreib uns deine Gedanken dazu in die Kommentarspalte!

5 Kommentare

  1. Das immer noch auf den selben alten “Kleinigkeiten” geritten wird. Der Gründer hat sich mal im Ton vergriffen?
    Es sollte mal erwähnt werden, dass große Industriefirmen sehr daran interessiert sind, IOTA als Standard für das Internet der Dinge zu machen. Fujitsu und VW haben dies bereits bestätigt. Firmen wie Airbus, Bosch, … sind ebenfalls interessiert. Währungen wie Bitcoin etc. haben gar keine Chance in der Industrie. Stichwort Gebührenfrei, Skalierbarkeit, Energie- und damit Ressourcenschonend, absolut Quantencomputerressistent. Das IOTA-Team wird sehr bald mehr als 100 Spezialisten im Team haben. Auf dem IOTA Marketplace gibt es zahlreiche Projekte die teilweise bereits in voller Entwicklung sind. Ich könnte noch ewig weiter texten. Was hat Bitcoin in den letzten 10 Jahren geschafft? Welcher Normalbürger nutzt es? Die Milliarden Maschinen der Industrie und Menschen (Handy, Kühlschränke, Kaffeemaschine, TV, Autos….) werden wesentlich besser mit dem speziell dafür entwickelten IOTA zurecht kommen, als mit der Blockchain. Ich bin der festen Überzeugung, IOTA kann die Billionen durchbrechen wie z.B. Amazon. Ich freue mich darauf.

  2. Bitcoin ist von einer Cryptocurrency zu einem Store of Value avanciert, wenn auch immer noch sehr volatil und im Preis von bestimmten Gruppierungen manipulierbar. Hoffentlich gibt sich das mit steigender Marktkapitalisierung. Iota wird meiner Meinung nach die nächste digitale Revolution nach vorne bringen und unseren Alltag umkrempeln, wie zuletzt das Internet es vermochte. In der Maschinen-Ökonomie wird es die Geräte und Roboter durch Vernetzung und KI zu ungahnt nützlichen, sicheren und autonomen Dienstleistern heranwachsen lassen. Es wird alles dagewesene an DLTs überflügeln und mit sinkender Volatilität durch steigendem Wert das in unserem Alltag umsetzen, wovon Satoshi sprach, als er von einem „Peer-to-Peer Electronic Cash System“ sprach.
    So zumindest stelle ich es mir vor mit meinem heutigen Wissensstand 😉

  3. Sorry Leute, aber dieser Artikel tappt genau in die Falle, die er doch eigentlich laut Einführung beschreiben und vermeiden möchte: unnötige Emotionalisierung und Hochkochen alter “Skandale”. Die Sache ist doch die: ALLE hinter ALLEN Kryptowährungen stehenden technischen Entwicklungen sind derzeit noch in teils sehr frühen Entwicklungsphasen. Man kann übrigens schon froh sein, wenn dem überhaupt so ist, denn ich gehe davon aus, dass hinter 90% der Kryptos gar keine echten Entwicklungen und auch keine engagierten Teams stehen – da werden nur Leute getäuscht und Gelder abgezockt. IOTA hingegen ist ein tatsächlich arbeitendes, großes, ehrgeiziges Unternehmen mit Partnerschaften, die nicht viele in dem Bereich aufweisen können. Besser geht es derzeit nicht. Punkt. Alles andere ist typisches Krypto-Welt-Kindergarten-Bashing, weil natürlich alle einander dissen und hoffen, dass es beim Konkurrenten in die Hose geht. Bei IOTA kommt noch hinzu, dass es ein europäsisches (Festland)-Unternehmen ist – da wäre es eher verwunderlich, wenn es KEINE Störfeuer-Versuche aus Übersee aber auch von der Insel gäbe. Im Prinzip sind diese Versuche den Ruf zu beschmutzen ein gutes Zeichen! – wäre dem nicht so, müsste man sich viel eher Sorgen machen, ob IOTA auf einem guten Weg ist. Fakt ist: wenn es IOTA mit dem Team und den Partnerschaften nicht schafft, wer soll es denn dann schaffen?! Und dann noch was zum Markt: der Markt ist derzeit komplett in den Händen von Daytradern und Spekulanten – das wird sich erst ändern, wenn Kryptos von mehr Menschen gehalten (sprich implementiert) werden. Bis es soweit ist, sagt der Kurs einer Währung kaum etwas über ihren tatsächlichen Entwicklungsstand aus. Leider. Für alle die wie ich zu teuer eingestiegen sind, aber sich genau über die Technik hinter ihren Coins informiert haben und davon überzeugt sind, kann daher nur gelten: HODL! – wir waren immer noch früh – das wird sich, so denn die Coins/Unternehmen überdauern, in einigen Jahren gehörig gelohnt haben!

  4. Ich denke IOTA hat große Chancen sich zu etablieren.Vom Design her finde ich IOTA deshalb interessant, da es keine Gebühren für Transaktionen gibt. Ob der Tangle so sicher sein wird wie eine klassische Blockchain wird sich noch zeigen.Der Koordinator gibt mir noch zu denken. Falls man diesen abschalten würde, wer könnte es verhindern das man ich wieder einschaltet ? Es ist halt schon sehr interessant das es so viele namhafte Firmen gibt die sich dafür interessieren. Für mich ist dies ein Zeichen das IOTA auf den richtigen weg sein könnte. Auch die Skalierbarkeit finde ich sehr interessant. Desweiteren finde ich es gut, daß es eine Foundation gibt in der sich viele verschiedene Köpfe tummeln. Jedenfalls scheint das Projekt immer weiter zu wachsen.

  5. Es gibt zur Zeit nur eine Krypto-Technologie, die langfristig das Potenzial hat: IOTA! Der Koordinator als Gegenargument spielt dabei keine gewichtete Rolle. Dessen empfundene Bedeutung ist nämlich nicht objektiv, sondern subjektiv, genährt durch die eigene individuelle Vorstellungskraft, wie eine perfekte Krypto-Währung in Gedanken zu sein hat. Hier fällt IOTA zur Zeit bei bestimmten Mecker-Personen zwar durch, aber das ist objektiv eben nicht von Bedeutung. Die Menschheitsgeschichte zeigt, was objektiv von Bedeutung ist: Die Kommunikation! Immer, wenn die Kommunikationsform in Geschwindigkeit, der Handhabung und der Kosteneffekt nachhaltig verbessert wurde, löste dies eine neue Ära der Menschheit aus. IOTA bietet mit dem M2M all das von Haus aus, Bitcoin z.B. bietet davon nichts.

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